Liebeserklärung an eine traumatisierte Angstkatze

Mit meinen Zeilen möchte ich allen Menschen Mut machen, nicht immer nur den einfachen Weg zu wählen, wenn es darum geht ein Tier in sein Leben zu holen.

Eine Entscheidung für viele Jahre... und in dieser spielt nicht nur der Kopf eine wichtige Rolle sondern auch das Herz. Und unser Herz weiß derweilen viel mehr als alles andere...

So verliebte ich mich im Frühjahr 2012 in eine wunderschöne schwarze Langhaarkatze von Anaa Madrid, zu der es auf der spanischen Homepage keine Beschreibung gab. Immer wieder schaute sich sie an und hatte erst zwei Monate später den Mut, mich nach ihr zu erkundigen. Eigentlich hatte ich längst erwartet, dass sie längst ein Zuhause gefunden haben müsste, aber dem war nicht so... Nein, natürlich nicht. Rika hat ja extra auf mich gewartet!!!

„Eigentlich“ teilte ich ja mein Leben mit genug Samtpfoten und und und....... aber eines Tages nahm ich mir ein Herz und schrieb die spanische Vermittlerin Irene an.

Und heraus kam, dass Rika eine stark traumatisierte und sogar agressive Angstkatze sei... es war unmöglich sich ihr in irgendeiner Form zu nähern. Sie war verträglich mit ihren Mitkatzen, aber alles andere war eine Katastrophe und man wusste nicht, wie es mit der bedauernswerten Katzendame weitergehen sollte.

Ihre genaue Vorgeschichte war unbekannt. Eines Tage war sie im Garten einer alten Frau, die viele Katzen fütterte, aufgetaucht und von da hatte ANAA Madrid sie übernommen.

Rika wurde ursprünglich Toma genannt und als Toma wollte ich sie mit Haut und Haaren - egal wie sie war... und Toma kam.

Was auch immer ihre unbekannte Vergangenheit ausgemacht hatte, für sie war es die Hölle gewesen. Später habe ich Brandflecken in ihrem Nacken gefunden. Es sieht so aus, als hätte man an ihr Zigaretten ausgedrückt.

Als sie zu mir kam, saß Rika in einem separierten Zimmer einige Tage starr auf dem Schrank und ich las ihr vor. Ich besuchte sie mit einigen meiner Katzen und tat so, als wäre sie gar nicht da. Mit der Zeit konnten wir uns zuknibbeln und ihr Blick veränderte sich. Und dann eines Tages verliess sie in meiner Anwesenheit den Schrank... und dann eines Tages lief sie einfach durch den Raum... und dann eines Tages kam der Moment, da sie zu mir kam und mir ihren Kopf in meine Hände legte und sich sanft streicheln ließ. 

Dieser Moment war so unglaublich schön und kostbar, dass ich ihn mein ganzes Leben nicht vergessen werde. Sie hatte mir ihr Herz und ihr Vertrauen geschenkt und ich erwies mich als würdig, es zu hüten! Ich liebte diese Minikatze so sehr und sie spürte es.

Aber vor uns lag noch ein langer weiter Weg und ich ahnte nicht, wie langsam und holperig er sein würde. Auf jeden Fall hat er sich gelohnt! Zwei Jahre und zwei Monate ist er nun lang und warum ich diese Zeilen heute schreibe? Weil mein Herz überquillt vor Freude!

Heute Nacht hat sie sich nach all der Zeit leidenschaftlich in meine Arme geworfen und wollte auf meinen Arm. Hat sich voller Glück an mich gedrückt und vor Wonne gequietscht. Dieser Moment war fast so schön, wie jener, als ich sie das erste Mal anfassen durfte.

Zwei Jahre und zwei Monate...

Rika hat das erste halbe Jahr oben in der Etage im Haus gelebt, weil sie es so wollte. Die Türen waren immer auf, aber sie kam nicht runter. Sie fürchtete auch meine Hunde und vielleicht war ihr meine Nähe doch noch unheimlich. Zumindestens so geballt.

Meine Katzen gingen immer nach oben und mit meinem Hund Timo besuchte ich sie jeden Tag und er schlief regelmässig bei ihr ein.

Nach einem halben Jahr entschloss sich Rika dann, nach unten zu ziehen und zwar in einen Raum. Diesen verliess sie niemals, weil sie es so wollte. Zirka ein Jahr lebte sie in ihm und wirkte glücklich und zufrieden. Meine Hunde konnten ihn betreten und sie zeigte auch keine Angst mehr vor ihnen, aber den Rest der Wohnung betrat sie nicht. Auch nach oben wollte sie nicht mehr. Abends durfte ich sie immer ausgiebig streicheln, tagsüber wollte sie das lieber nicht so sehr.

Ja, und dann kam der Tag vor einem Dreiviertel Jahr, da ging sie mit erhobenem Schwanz in das Wohnzimmer und legte sich zu meinen Hunden auf´s Sofa. Und das war von jenem Tag an ihr Lieblingsplatz. Sie benutzte ab nun das ganze Haus und auch den gesicherten Auslauf und war eine frohe ruhige Katze die sich mit allem und jedem vertrug. Sie freundete sich eng mit meiner Katze Maila, auch von ANAA, an und wurde zu einer Gruppenengkuschelkatze. Auch mit meinen Hunden wurde gekuschelt.

Diese Entwicklung war so schön und unglaublich. Sie machte mich dadurch zu einem sehr glücklichen Menschen. Ich dachte, wir haben nun alles herausgeholt und Rika ist nun absolut angekommen. Ist sie ja auch, aber... hätte ich denn wissen können, dass es noch eine Steigerung dieses Glücks geben würde?

Und diese ist nun heute Nacht eingetroffen. Die abendliche sanfte Liebkosung haben wir als Ritual allabendlich voller Freude angegangen. Stets sage ich ihr wie glücklich ich bin, dass sie nun bei mir ist und wie sehr ich sie liebe. Und irgendwann hat sie dann auch angefangen, ganz sanft zu schnurren...

Und heute Nacht, da werde ich von einer liebesbedürftigen Rika regelrecht überfallen, die endlich jegliche Art von Körperkontakt ersehnt und diesen leidenschaftlich einfordert.

Ich bin so glücklich!!!

Und ich weiß nun, dass Rika auf ihrem langen Weg der Öffnung noch viele schöne Überraschungen bereit hält!

Dies ist eine Liebeserklärung an meine Rika, deren Seele an meiner Seite gesunden und die ich für das Leid, was ihr unbekannte Menschen angetan haben, hundertfach entschädigen darf.

Ein langer langer Weg liegt hinter uns, aber er hat sich so unendlich gelohnt!

Mit meinen Worten möchte ich auch anderen Menschen Mut machen, sich für ein Tier zu entscheiden, dass aufgrund einer schrecklichen Vorgeschichte das Vertrauen in uns Menschen verloren hat. Ein Tier aus seiner Angst zu holen, ist ein grosses Geschenk an uns selbst, denn unsere Mühen erhalten irgendwann eine kostbare Belohnung.

Ina E. und Rika (ehemals Toma)